Präselektierter Zugang zu Informationen & News (Information Bubble)

Information Bubble ­– Weshalb das Internet doch nicht nur meiner Meinung ist

Die Welt ist meiner Meinung, Diskussionen gibt es wenige und wenn, dann untermauern sie meinen Standpunkt nur weiter. Die Medienlandschaft ist voll von Artikeln und Berichten, die meine Weltanschauung rechtfertigen.

Ein Bild, dass sich einem wachsenden Anteil der Weltbevölkerung präsentiert. Die 45. Präsidentschaftswahl in den USA hat sich vielen als frappantes Beispiel für dieses Phänomen ins Gedächtnis gebrannt. Für die Unterstützer beider Kandidaten war klar, dass ihr jeweiliger Kandidat gewinnt. Gut 50 % des Stimmvolkes erlebten nach dem Tag er Wahl ein böses Erwachen. Für viele Clinton Befürworter lag die Welt in Scherben. Wie konnte es soweit kommen? Monatelang liess sich im Netz doch kein Trump-Befürworter mehr finden. Dummerweise hatte die Gegenseite das nicht mitgekriegt. Beide Parteien haben innerhalb ihrer «Bubble» Wahlkampf betrieben.

Was ist eine Information Bubble?

Die Mehrheit der digitalisierten Welt bezieht Informationen über das Internet. Das Internet ist voll von unendlichen Informationen und jede Sekunde kommen mehrere tausend Lesestunden an neuem Inhalt dazu. Der Vermittlung dieser Informationen haben sich die Suchmaschinen und zunehmend auch die Social Media Plattformen gewidmet. Google, Bing, Facebook , Twitter und YouTube, um nur die bekanntesten zu nennen.

Alle relevanten Player lösen dieses Problem mit dem sogenannten «Profiling». Dieses Prinzip ist simpel und lässt sich vereinfacht in drei Schritten festhalten.

1. Identifikation

Die meisten Nutzer registrieren sich mit einem Benutzerkonto bei Google und melden sich auf all ihren Geräten an. Damit ist man für Google als Individuum erkennbar. Wer kein solches Konto hat, entgeht diesem Schritt jedoch nicht. Durch die Kombination der IP-Adresse, des Internetanbieters, des Betriebssystems, der Browserversion und weiteren Informationen, kann auch ein Nutzer ohne Konto individuell erkannt werden. Dies ist bekannt als «Fingerprinting».

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2. Datensammlung

Sobald der Nutzer einzigartig erkennbar ist, beginnt das Datensammeln. Jeder Suchbegriff und jede besuchte Webseite werden von nun an gespeichert. Diese Informationen werden zu einem Nutzerprofil zusammengesetzt. Wie präzise dieses Profil sein kann, lässt sich anhand unzähliger Beispiele nachvollziehen. Ein sehr bekanntes ist der Algorithmus des US-Konzerns Target, welcher das Verkaufsverhalten von Kunden analysiert: Kaufverhaltensanalyse bei Target.

3. Selektion

Anhand dieses Profils werden jedem Nutzer seinen Interessen entsprechend Inhalte angezeigt und empfohlen. Für jeden Suchbegriff werden Resultate angezeigt, die Google für relevant hält. Dies ist sowohl Segen wie auch Fluch. Ohne dieses Vorselektieren könnte das Finden von brauchbaren Informationen Tage dauern. Zu jedem Suchwort gibt es schlichtweg zu viele Resultate. Das Internet wäre unbrauchbar. Das Problem ist – und hier schliesst sich der Kreis zum einleitenden Beispiel – dass diese Selektion beispielsweise auch die politische Gesinnung berücksichtigt. Wenn Google einen Trump Befürworter identifiziert hat, werden dessen Suchresultate ab sofort ein stark positives Bild von Trump abzeichnen. Dasselbe trifft auch auf Clinton zu. Auch auf Twitter und Facebook trifft man nur noch Leute und Inhalte an, welche die politische Meinung teilen oder unterstreichen. Man ist online kaum mehr einem Diskurs ausgesetzt, Meinungen müssen selten argumentativ vertreten werden und Ansichten werden nur vereinzelt herausgefordert. Dies führt zu einem politisch immer stärker gespaltenen Land, mit immer stärker vertretenen Positionen auf beiden Seiten – siehe USA nach 2016. In Extremfällen führt dies gar zu politischer Radikalisierung. Bereits heute findet man unzählige rechtsradikale und linksextremistische Seiten und Foren.

Was jetzt?

Wer sich aus seiner «Bubble» befreien möchte, muss mit sich selbst beginnen. Es gibt keinen allgemeingültigen Ausweg aus diesem Szenario, aber es gibt Ansätze, welche nachweislich funktionieren.

Von Google erhält man diversifizierte Resultate, wenn man diversifiziert sucht. Dies gelingt, indem gezielt Pro und Contra Argumente zu einem beispielsweise politischen Sachverhalt gesucht werden. Etwa: «Warum die Masseneinwanderungsinitiative gut ist» gefolgt von «Warum die Masseneinwanderungsinitiative schlecht ist», anstelle nur des Schlagwortes. Geben Sie Google etwas Zeit, sich an die neue Version von Ihnen zu gewöhnen.

Quellen
  1. Eli Pariser: The Filter Bubble: What the Internet Is Hiding from You. Penguin Press, New York, 2011, ISBN 978-1-59420-300-8.
  2. Phlow – Die Filterblase, https://phlow.de/magazin/social-media/filterblase/, 24.04.2020
  3. Deutschlandfunk Kultur – Filterblasen, Echokammern & Co., https://www.deutschlandfunkkultur.de/filterblasen-echokammern-co-filtern-als-kulturtechnik.976.de.html?dram:article_id=433306, 28.04.2020
  4. Wikipedia ­– Filterblase, https://de.wikipedia.org/wiki/Filterblase, 22.02.2020

 

 

 

 

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