Contact Tracing und Privatsphäre in Europa

Contact Tracing und Privatsphäre in Europa

In Zeiten von Corona ist das Nachverfolgen der Infektionskette essenziell. Um mögliche Übertragungen zu überprüfen, werden sogenannte Contact Tracing Technologien evaluiert. Wie Nationen und Grosskonzerne die Umsetzung in Bezug auf Privatsphäre planen.

Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing (PEPP-PT)

PEPP-PT ist eine Initiative, um eine technische Grundlage für die Kontaktverfolgung in Übereinstimmung mit dem Europäischen Datenschutzgesetz zu entwickeln. Es soll Besitzer mobiler Endgeräte wie Smartphones aufmerksam machen, wenn ein möglicher Kontakt mit einer infizierten Person vorliegt.

Vorgestellt wurden zwei Realisierungsvarianten. Die erste Variante stammt aus Frankreich (ROBERT), eine zweite aus Deutschland (PEPP-PT).

Beide Varianten sehen einen zentralisierten Datenverarbeitungsdienst vor, der Hauptunterschied bezieht sich allerdings auf die Art der Benachrichtigung. Die entsprechende App schickt dem Server Informationen zu jeder Person, mit der man Kontakt hatte.

Bei ROBERT fragt das Endgerät einen Server regelmässig, ob es einen möglichen Ansteckungszeitpunkt gibt. So kann die Benachrichtigung anonymisiert geschehen, da die zentralisierten Dienste den Nachfragenden nicht identifizieren können und somit weniger Daten benötigen. Die allfällige Warnung wird also per Pull auf das Smartphone geschickt.

Die deutsche Implementation sieht eine Pushbenachrichtigung vor, bei der ein Endgerät ohne Nachfrage bei einem allfälligen Kontakt informiert wird. Da die Server automatische Meldungen an Nutzer schicken können, werden mehr Daten benötigt. Wie diese Form der Benachrichtigung in Übereinstimmung mit dem Europäischen Datenschutzgesetz umgesetzt werden kann, wird bei dem zweiten Implementationsvorschlag nicht erwähnt.

Decentralized Privacy-Preserving Proximity Tracing (DP-3T)

Aufgrund der zentralisierten Verarbeitungsdienste werden beide Vorschläge zu PEPP-PT aus Datenschutzgründen oft kritisiert. Obwohl die ETH und die EPFL zu Beginn Mitglied des PEPP-PT Konsortium waren, kündeten sie mit weiteren akademischen Instituten die Teilnahme. Als Alternative entwickelten sie das DP-3T Protokoll. Im Gegensatz zu den PEPP-PT Vorschlägen werden keine Kontaktlogs oder ähnliches auf Server geladen. Da Kontakte lokal auf den Geräten überprüft werden, wird lediglich der Infektionsstatus einer Person zentralisiert verarbeitet.

Das Bundesamt für Gesundheit hat sich für eine App auf Basis des DP-3T Protokolls ausgesprochen.

Google / Apple Contact Tracing Project

Die grössten Smartphoneanbieter haben sich dazu entschieden, gemeinsam Schnittstellen zum Ermöglichen von Contact Tracing Applikationen zu entwickeln. Laut Google basiert ihre Implementation auf dem DP-3T Protokoll, da dieses aus Sicht der Privatsphäre der bestmöglichen Lösung entspricht. Gemäss eigener Aussage von Google/Apple ist das System so konzipiert, dass weder Behörden noch die beiden Firmen selbst Endgeräte tracken können. Forscher behaupten jedoch, dass dies mit einem hohen Aufwand machbar wäre.

Weiter haben die Mobilgerätanbieter versprochen, die benötigten Überwachungssysteme aus ihren Betriebssystemen zu entfernen, sobald diese nicht mehr benötigt werden.

Das Aus für PEPP-PT durch Apple

Trotz Anfragen aus Deutschland weigert sich Apple, ihre Schnittstellen für die geplanten PEPP-PT Dienste freizugeben. Laut Apple ist der deutsche Vorschlag aus Datenschutzgründen nicht vertretbar. Am 26. April 2020 hat Deutschland verkündet, eine App auf Basis des Google/Apple Projekts anzubieten und somit einen dezentralisierten Ansatz zu verfolgen.

 

 

(https://www.pepp-pt.org/  20.4.2020)

(https://github.com/pepp-pt/pepp-pt-documentation/blob/master/10-data-protection/PEPP-PT-data-protection-information-security-architecture-Germany.pdf 20.4.2020)

(https://github.com/ROBERT-proximity-tracing/documents/blob/master/ROBERT-summary-EN.pdf 20.4.2020)

(https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/apps-mit-pepp-pt-die-anti-corona-technik-hat-noch-tuecken-a-f8b3b30b-98a9-4779-801b-edfc1e50ac12 20.4.2020)

(https://www.esat.kuleuven.be/cosic/sites/contact-tracing-joint-statement/  21.4.2020)

(https://github.com/DP-3T/documents 21.4.2020)

(https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/ausbrueche-epidemien-pandemien/aktuelle-ausbrueche-epidemien/novel-cov/situation-schweiz-und-international.html#-329265180 21.4.2020)

(https://www.reuters.com/article/us-health-coronavirus-europe-tech/germany-flips-on-smartphone-contact-tracing-backs-apple-and-google-idUSKCN22807J 26.4.2020)

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